Im Deutschlandradio Kultur hörte ich jüngst einen Bericht über Windenergie. Ein großer Fehler dieses ansonsten guten Senders ist freilich, dass er immer wieder meint, er müsse Zuhörer dazu ermutigen während der laufenden Sendung anzurufen, um der Zuhörermeinungen freien lauf zu lassen. Wahrscheinlich denkt der Sender, das sei irgendwie interaktiv und man könnte die Hörer so besser an die Anstalt binden. Mitnichten möchte ich einwenden. Denn, wer schon einmal erlebt hat, wie Oma Biedermann aus Hinterkukuksheim nebst dem köcheln ihres mittäglichen Süppchens und dem Nachhaltigkeits- Diskurs eines Experten der Uni Ostwestfalen- Lippe ihre Vorbehalte über die, wie sie es nannte, „Verspargelung“ des Landkreises zum Ausdruck brachte, kann ein solch demoskopisches Verhalten des Senders nicht mehr gutheißen. Davon abgesehen, Insider wissen fortan, welche Zeitung die Dame liest. Denn dieser Terminus technicus taucht fast ausschließlich in sehr konservativen Medien wie der Welt auf.
Aber zurück zur Bedrohung unserer Heimat. Ich persönlich finde es nur konsequent und partizipativ, wenn alle, die Strom verbrauchen, mit einer derartigen visuellen Konfrontation neckisch-lustiger Windmühlen leben müssen. Von optischer Umweltverschmutzung waren bisher schließlich auch schon Anwohner im Umkreis von Atomkraftwerken betroffen. Und sie werden es nicht glauben, der Autor dieser Abhandlung zählt dazu. Wenn sie mir jetzt Schadenfreude unterstellen wollen, werde ich ihnen nicht widersprechen. Diejenigen hingegen, die meinen, mein Urteilsvermögen habe aufgrund irgendwelcher nuklearer Emissionen gelitten, welche nach offiziellen Verlautbarungen natürlich nicht emittieren, sollen das bitteschön für sich behalten und daran ersticken.
Manchmal sind die Leute aber auch so von Vorurteilen beseelt und lassen sich nicht von schnöden Fakten abbringen. Aktuell erleben wir wieder eine ungeheure Stimmungsmache gegen das vereinte Europa. In Zeiten der Krise ist das einfach und kann getrost trivial vonstatten gehen. Es verfängt trotzdem bei der entsprechenden Klientel.
Die kulturellen Unterschiede seien ein zu großes Hindernis, als dass wir Deutsche uns mit europäischen Nachbarn - gar Südländern, nachhaltig vereinen könnten. So die Botschaft. Ich frage mich, wo sollen die bitte sein? Ist es schon ein kultureller Unterschieden, wenn in Frankreich mehr Wein als Bier getrunken wird und in Deutschland umgekehrt? Und überhaupt, was meinen die mit kulturellen Unterschieden? Überall hört man die gleiche Musik. Man schaut die gleichen Filme. Es laufen die gleichen Serien im TV. Man liest die gleichen Bücher, trägt die gleichen Klamotten gekauft in den gleichen Ketten.
Das einzige, was uns unterscheidet, ist die Sprache. Aber, ist das der entscheidende kulturelle Unterschieden? Weil man in Italien „Ciao Bella“ sagt, in Spanien „Holla“ und in Österreich „Servus“? Oder dann doch eher das Essen? Richtig, darin unterscheiden wir uns. Wir alle wissen, dass man Pizza ja wohl ausschließlich in Italien isst, so wie man Gulasch ausschließlich in Ungarn und Hamburger ausschließlich in Deutschland isst. Nicht auszudenken, wenn die Deutschen plötzlich anfangen würden Pizza zu essen oder Gulasch. Die „Vergulaschung“ unserer Heimat. Wollt ihr das ihr Europa-Gleichmacher?
Man muss der Wahrheit trotzdem ihren Lauf lassen denn die Korruption ist ein echtes Problem in vielen anderen Staaten. Ich will ja niemanden auf den Schlips treten aber...
Ein befreundeter Blogger schilderte mir jüngst den Fall eines sich immer noch in Amt und Würden befindenden europäischen Spitzenpolitikers der vor Jahren von einem Waffenschieber damals einen Umschlag mit umgerechnet 50.000 EUR angenommen hatte. Bei einer eingeleiteten Untersuchung behauptete der dann, er hätte nicht in den Umschlag geschaut und die Sache war erledigt. Bei uns unvorstellbar. Der soll jetzt sogar irgendwo Finanzminister sein.
Nein, bei uns werden sogar ehemalige Regierungschefs vor Gericht so behandelt, wie andere Staatsbürger auch. Vielleicht ist es ja in Frankreich möglich als ehemaliges Staatsoberhaupt sich aus einer Verurteilung zu stehlen, nicht aber in diesem unserem Lande der blühenden Landschaften.
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