Donnerstag, 8. Dezember 2011

Unsere tägliche Gehirnwäsche gib uns heute - Trash-TV und die Folgen -

Wir alle wissen, wie gut die Kampagnen der Bild Zeitung bei der einschlägigen Klientel verfangen. Mittlerweile haben die entsprechenden Strippenzieher zusätzliche Möglichkeiten diese Manipulationen vernetzt über Kooperationen mit anderen Medien zu verbreiten und zu bündeln.
Es ist ein eigener Kosmos, der da für schlichte Gemüter betrieben wird. Leicht erkennbar im Umfeld der Prominenten und Regenbogenpresse. Da werden erst in Castingshows talentfreie Gesangsdarsteller zu Superstars hochgejubelt und parallel in den angeschlossenen Printmedien mit pseudo Stories begleitet um wechselseitige Aufmerksamkeit zu generieren. Dieses Verfahren ist äußerst effektiv und lukrativ.

Das wäre nun nicht weiter schlimm, wenn diese Medien es bei der Produktion von Küblböcks und Pietro Lombardis belassen würden. Leider nutzen auch politische Interessenverbände diese Möglichkeiten. Publik wurde vor Jahren schon der Skandal um die INSM die in „Marienhof“ neoliberale Inhalte platzieren ließ. Der Skandal war allerdings nicht die neoliberale Botschaft sondern, dass es ein öffentlich rechtlichen Sender war. Im Privat- TV ist das natürlich juristisch unproblematisch. Gesellschaftlich jedoch fatal.

In Formaten wie „Frauentausch“ oder „Die Schulermittler“ oder „Die schlimmsten Eltern der Welt“, werden Hartz-IV Empfänger durchweg als dumme, arbeitsscheue Schmarotzer vorgeführt, die im Luxus einer zu hohen Stütze auf Kosten der Allgemeinheit ihre Psychose pflegen. Meist kommt es dann über eine schlichte Dramaturgie in der mittels Druck auf diese Individuen es zu einer Einsicht und „Heilung“ kommt oder sie werden verstoßen und müssen mit den Folgen leben. So die Botschaften.

Jedoch geht die suggestive Agitation mittlerweile weiter. In Formaten wie „Die schlimmsten Eltern der Welt“ werden Jugendliche auf den Verzicht unseres mitteleuropäischen Lebensstandards vorbereitet indem man immer wieder vortäuscht, wie gut es uns hier doch geht und wie schlecht es anderen in Schwellenländern geht. Weiter wird suggeriert, dass der dortige Standard der Normalfall sei und nur bei uns die Ausnahme wegen der Schröpfung der sog. Leistungsträger, die die „Faulenzer“ mit durchbringen.

Die neuen Scripted Reality Formate sind wie Reportagen aufgemacht. Sie wirken echt indem mit verwackelter Kameraführung und eingefügten Interviews gearbeitet wird. Aber, es gibt ein Drehbuch. Die Personen sind Darsteller. Zwar keine Schauspieler sondern Laien was aber der realen Wirkung zugute kommt.

Diese täglichen Botschaften, die über unsere Sender flimmern, bleiben natürlich nicht ohne Wirkung. Sie graben sich ein in das Unterbewusstsein und beeinflussen unser aller Ansichten und Verhalten. Das ist ja auch der Zweck. Man braucht sich nur mal die Kommentare auf Facebook oder in Foren anzusehen. Ausgerechnet die Bevölkerungsschichten, die davon am ehesten bedroht sind, hetzen da genüsslich mit.

Mein persönliches Erlebnis hatte ich kürzlich bei Lidl, als sich zwei Kassiererinnen über „die“ Arbeitslosen unterhielten welche natürlich generell arbeitsscheu seien und die man zur Arbeit zwingen sollte. Solche Unterhaltungen erlebt sicher jeder von uns. Sie sind auch nicht neu. Aber, sie waren auch noch nie unbegründeter als heutzutage.

In einer Studie für ARD Panorama zieht Prof. Weiß, Medienforschungsinstitut GöfaK folgendes Fazit: "Die Einschätzung der in einer Sendung gezeigten Handlung als echt (und nicht gespielt), fördert demnach die Tendenz, die Welt aus der Perspektive der Fernsehrealität wahrzunehmen und zu beurteilen."

„Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern“. (Edward L. Bernays, Vater der Public Relations und bedeutender Spin-Doctor)

2 Kommentare:

  1. Leider ist es nun mal so, dass nicht wenige unserer lieben Mitmenschen ausschließlich das lesen/sehen/hören, was sie lesen/sehen/hören wollen. Sie möchten eben einfach nur täglich aufs Neue ihr entweder selbst zurecht gebasteltes oder durch jahrelange mediale Gehirnwäsche eingepflanztes Weltbild bestätigt sehen (Arbeitsuchende = ausnahmslos Faulpelze, ALG II-Berechtigte = kettenrauchende, saufende, ihre Kinder verwahrlosen lassende Plasma-TV-Besitzer usw.). Sie möchten sich halt, obwohl sie selbst eigentlich nur "arme Würstchen" sind, dennoch anderen gegenüber "erhaben" fühlen können. Das Gefühl, dass es noch vermeintlich "unter" ihnen stehende Menschen gibt, tut einfach nur ihrem Ego gut.

    Viele von ihnen w o l l e n auch gar nicht darüber "aufgeklärt" werden, dass und wie sie medial manipuliert werden. Ich rede mir dahingehend in meinem persönlichen Umfeld (allesamt "ehrliche, hart arbeitende Steuerzahler aus dem Stand der `Kleinen Leute´") bereits jahrelang den Mund fusselig. Ungezählte Male habe ich dabei u.a. auch auf die "nachdenkseiten" verwiesen, doch die Reaktionen darauf waren und sind stets die gleichen: "Wenn ich abends kaputt nach Hause komme will ich mich erholen/entspannen und mich doch nicht auch noch mit diesem Mist befassen!", "Mir reicht es, wenn ich die `Tagesschau`gucke, da fühle ich mich ausreichend informiert´!" oder am allerschlimmsten: "Das hat aber so in der BILD-Zeitung gestanden. Und wenn die das da so schreiben, dann stimmt das auch, denn die müssen das ja schließlich wissen!".
    Es ist also in diesem Personenkreis eine ungeheure Resistenz gegen "Aufklärung" vorhanden.

    Meine Lg (wir haben aber getrennte Wohnungen) ist ein herausragendes Beispiel für diese Menschen: Sie ist Aufstockerin und fühlt sich durchweg gut dabei. Denn sie hat schließlich eine Arbeit und "gammelt" nicht wie diese ganzen Faulpelze zuhause rum. Nach Feierabend wird daheim gleich der Fernseher angeschmissen und natürlich nur RTL, RTL II und Vox geschaut. Auch sie möchte sich ja nur entspannen und sich nicht mit nach- und mitdenken belasten müssen.

    Gemein wie ich nun mal bin weise ich sie aber immer wieder auf "Scripted Reality" sowie die Meinungs- als auch Stimmungsmache auch durch vermeintlich qualitativ hochstehende Informationssendungen der öffentlich- rechtlichen (besser: öffentlich-rechten) Sender hin. Natürlich bin ich dann stets der Buhmann, der ihr einfach nur die Freude an den Sendungen nehmen will. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass steter Tropfen auch bei ihr und den anderen Menschen meines Umfelds den Stein irgendwann doch noch gehöhlt haben wird und bleibe somit hartnäckig weiter "am Ball".

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  2. Ich finde, dass die real wirkenden Sendungen, in denen Sozialhilfeempfänger permanent als Asoziale dargestellt werden, extrem schädlich für die Gesellschaft sind. Bei Sendungen wie "Schwer verliebt" oder "Die Nanny" behaupten die Sender sogar standhaft, das Gezeigte wäre echt.

    Am meisten geschockt hatten micht aber nicht die Privatsender sondern die ARD. Die scheinbar so mitfühlende und seriöse Sandra Maischberger hat den Skripted-Reality-Erprobten Arno Dübel in ihre Show eingeladen. Dort spielt der die Rolle, die er immer spielt. Aber jetzt für ein weitaus breiteres Publikum und in einem scheinbar seriösem Umfeld. Ich denke, das ist Staatspropaganda.
    Hier ein Link zur Sendung:
    http://www.youtube.com/watch?v=Tkpo-LFNYrM

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