Donnerstag, 2. Februar 2012

Staatlich organisierte Veruntreuung

Über kaum ein Thema hört und liest man so wenig, wie über die grotesken Umwege der Staatsfinanzierung über Geschäftsbanken. Ein Tabu. Kein Wunder, denn jedes mal, wenn der vernünftige Vorschlag gemacht wird, dieses doch direkt zu tätigen, rufen beim ersten Stichwort in diese Richtung gleich vorschnelle Dummköpfe: Druckerpresse! Inflation!
 
Das alles hat natürlich nichts mit zusätzlicher Geldvermehrung zu tun. Dennoch, dieser Reflex ist dem Deutschen Michel so eingeimpft, wie dem deutschen Schäferhund das Apportieren beim Pfiff mit der Pfeife.
 
Zur Zeit ist es so, dass die staatlichen Zentralbanken Geld in fast unbegrenzter Höhe, an die Geschäftsbanken verleihen, zu einem sehr niedrigen Zinssatz. Die Geschäftsbanken wiederum leihen dann dieses an die Staaten zurück, mit einem wesentlich höheren Zinssatz. Begründet wird dieses Verfahren damit, dass wenn die Zentralbanken das Geld direkt an die Staaten verleihen würden, diese Staaten dann zu günstig an Kredite kommen würden und somit sich immer mehr verschulden, was letztlich zur Überschuldung und Inflation führen soll.
 
Diese Argumentation ist so hirnrissig und man muss sich schon wundern, dass sie über so viele Jahrzehnte Aufrechterhalten werden konnte. Im Klartext heißt das nämlich, die Politik traut sich selbst nicht zu, diszipliniert mit Krediten umzugehen und schalten deshalb private Geschäftsbanken dazwischen, um Kredite künstlich zu verteuern und somit nicht in Versuchung zu geraten, zu viele Kredite aufzunehmen. Die Zinsgewinne gehen dann voll an diese Geschäftsbanken. Oder anders gesagt: so, wie Jagdhunde bei der Hatz auf Beute, in einen Blutrausch geraten, so kommt die Politik in einen „Kreditrausch“, wenn diese Kredite zu billig sind.
 
Einmal davon abgesehen, dass man Mechanismen einsetzen könnte, um einem solchen „Kreditrausch“ vorzubeugen, ist das in meinen Augen eine organisierte staatliche Veruntreuung von Steuergeld. Mit welchem Recht streichen Geschäftsbanken nahezu leistungsfrei solche Zinsgewinne ein? Die Summen sind astronomisch. Mit welchem Recht, verteuern Staaten über diesen Umweg ihre Kredite zu Lasten der Steuerzahler? Alleine in 2010 musste der Bund nur für Zinsen rund 33,1 Milliarden Euro ausgeben.
 
Wenn man den Umweg unbedingt beibehalten wollte, dann könnte man ja eine eigene, unabhängige und öffentlich-rechtliche Bank gründen, die die Kredite an die Staaten mit einem Zinsaufschlag vergibt. Dann wären die Zinsgewinne nicht verloren. Man könnte damit viel Gutes tun. Umweltprojekte, soziale Projekte, Infrastruktur usw.
 
Wir alle kennen das Märchen vom geldscheißenden Esel. Es ist kein Märchen. Nicht für solche Geschäftsbanken. Der Esel ist der Steuerzahler...

2 Kommentare:

  1. Das Dumme ist nur, dass es nicht nur vorschnelle Dummköpfe sind, die beim im Eingang des Beitrags aufgeführten Vorschlag lauthals "Inflation" schreien. Da gibt es durchaus uns als solche präsentierte "angesehene Experten", die in diesen Chor ebenso laut mit einstimmen. Nun gut, ob nicht manche dieser "Experten" evtl. auch Dumm- oder aber nur rechthaberische Sturköpfe sind, darüber mag man allerdings wohl streiten können.

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  2. Bei einer Summe (alleine in Deutschland im Jahr 2010) von über 33 Milliarden, kann man sich vorstellen, wie sehr die Lobby geeignete Mietmäuler an der Medienfront einsetzt. Und wer unter den Ökonomen Karriere machen will, sollte sich nicht gegen die Interessen dieser Branche stellen.

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